Bei super Wetter schon um 8.00 Uhr gestartet und mit Rückenwind gen Süden geflogen – allerdings nach 32 km schmerzlich ausgebremst mit dem ersten Speichenbruch im Hinterrad.
Zum Glück im nächsten Ort sofort einen Schrauber gefunden, der den Schaden professionell behob.
Weiter ging’s mit gutem Wind Richtung Bari. Chaotische Verkehrsanzeigen ermöglichten es mir leider nicht, ins Zentrum vorzustoßen. Irgendwann dann wieder auf die Superstrada 16 ausgewichen, die in und um Bari 6spurig ausgebaut ist.
An das Fahren mit den Italienern habe ich mich gewöhnt: ich mach mein Ding, bleibe möglichst ganz weit rechts ( wo der Belag oft am Besten, weil nicht abgefahren ist) oder weiche bei ganz schlechtem Belag auch schon mal Richtung Stassenmitte aus. Zu Hilfe kommt mir der extrem gut sichtbare Regenschutz meines Rucksacks und der extra am linken Unterlenker montierte Rückspiegel.
Die ersten drei Tage waren schon gewöhnungsbedürftig, weil das mit dem Seitenabstand hier oft nicht wirklich genau genommen wird – wie in Deutschland nicht anders.
Am nächsten kamen mir bisher die öffentlichen Busse – als ob deren Fahrer noch die Geschwindigkeit meines Tachos ablesen wollte.
Später hinter Bari kam dann das erste mal „der Mann mit dem Hammer“. Ein Hungerast zwang mich in ein Café, wo ich umgehend 2 Stücke fetter Torte zu mir nahm, nein nehmen musste. Die Batterie war einfach leer.
Der Rest waren noch einige km bis nach Polignano a Mare, wo die Hotelsuche erfolglos blieb. Auswahlkriterium war ein Haus, das eine Waschmaschine Wäsche bereit war zu waschen.
Meine Sportwäsche kann ich beim besten Willen nicht mehr anziehen.
Da ich keins fand, entschloss ich mich, noch die 1,5 Stunden Bahnfahrt nach Lecce auf mich zu nehmen, wo ich im Dunkeln ankam und sich die Hotelsuche als recht schwierig herausstellte.
Unter gekommen bin ich in einem bed and breakfast „Hôtel“, mitten in der historischen Altstadt, was Lärm bis 2.30 Uhr heute morgen bedeutete.
Wer die Gelegenheit hat: Lecce ist traumhaft schön und gerade in der Nacht. Also nix wie hin.
Es waren zum Schluss des Tages 150 km bei gut 300 Höhenmetern – also eine richtige Flachetappe.
Morgens nicht wissen wo ich abends ankomme – das ist für mich Urlaub. Allerdings ist es Zuhause ja gar nicht anders. Ich gehe aus dem Haus und weiß nicht, ob ich abends wieder durch die selbe Tür zurückkomme.
Nur meine Vollkaskodenke versucht alles abzusichern. Einer der Beatles hat mal gesagt: „Leben ist das, was gerade geschieht, während Du andere Pläne machst“.
Kann dies, ja muss dies denn nicht bedeuten, jeden Tag so zu leben , als ist es mein letzter. Schon die Aussage: „als wäre es mein letzter“ kalkuliert ein, dass es noch weitere geben kann.
Wenn es aber mein letzter ist, was tue ich dann noch? Wem sage ich heute noch, wieviel er mir bedeutet? Welchen kleinkarierten Konflikt kläre/beende ich heute? Wem schenke ich ab sofort mein Lächeln und mache die Welt damit besser? Welches Apfelbäumchen pflanze ich noch heute?
Ich weiß, das Leben findet hier und heute statt: nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft. Ich will es mir heute ganz besonders auf meine Fahne schreiben, und morgen und übermorgen …