1.  Tagesetappe von Nago/Torbole nach Mantua

1. Tagesetappe von Nago/Torbole nach Mantua

Als ich um 16.45 Uhr Torbole auf dem Rennrad verlassen hatte, war mein Auto in einem Hotel in der Tiefgarage geparkt, Birgit von der Rezeption hatte mir noch einen Apfelstrudel und einen Capuccino offeriert und alles war gut.
Bei bestem Fahrradwetter, 16 – 20 Grad und bedeckt, waren die ersten 100 km in 3,5 Stunde“erfahren“ – allerdings mit ein wenig Rückenschmerzen wegen des ungewohnten 7 kg Rucksack.
Im Hôtel Italia in Mantua eingecheckt und in einer tollen Pizzeria hervorragend gespeist – da war es schon: das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Das anschließende Schlendern durch die um 23.00 Uhr noch sehr lebendige Stadt intensivierte meine Gefühlslage.
Jetzt hoffe ich, dass das Wetter stabil bleibt – bei Regen macht Fahrradfahren wahrlich keinen Spass.
Morgen ist Ferrara geplant – schaun wir mal.
Der erste Tag war fast schon zu perfekt!

2. Tagesetappe von Mantua nach Ferrara

2. Tagesetappe von Mantua nach Ferrara

Heute ist in Italien Feiertag,genauso wie in Deutschland. Das habe ich auf den Straßen deutlich gespürt: es gab wenig Verkehr. Nach circa 30 km sah ich den Hinweis auf einen Fahrradweg: es war ein Damm direkt neben dem Po, der oben auf seinem Damm betoniert ist. Dort hatte ich immer wieder beeindruckende Ansichten dieses größten italienischen Flusses. Apropos Po und Schmerzen: die heutige Etappe in das wunderschöne Ferrara war geprägt von 2 Dingen: Einem starken, durchgängigen Gegenwind, der mich so demoralisierte, dass ich mir in Ferrara ein Hôtel suchte. Starken Sitzschmerzen, die ich auf dem Druck des 7 kg schweren Rucksacks zurück führe.

Kaum hatte ich mich für das Hôtel entschieden, gab es einen Platzregen: alles richtig gemacht.

Auch jetzt gegen 20.00 Uhr habe ich immer noch keinen Hunger, da eine riesige Portion Spaghetti und eine Nachspeise (um 13.00 Uhr eingenommen) immer noch vorhalten.

Draußen regnet es – hoffentlich nicht morgen früh. Allerdings kündigt die Wetterapp genau das an.

Fazit für heute: Traumerfüllung ohne Anstrengung, Schmerz und Disziplin nicht möglich. Und trotzdem: WO ICH BIN WILL ICH SEIN!

3. Tagesetappe von Ferrara nach Cesenatico

3. Tagesetappe von Ferrara nach Cesenatico

Dritte Tagesetappe von Ferrara nach Cesenatico

Sensationelle Etappe über 110 km, davon waren 80 km bei Dauerregen.
Nach 60 km stellte ich mir die Frage,warum ich mir das eigentlich antue bei diesem Wetter. Ich hatte doch Italien ausgewählt mit Sonne und Wärme.

Also sprach mein innerer Schweinehund: du fährst jetzt hier von der Super Strada 16 ab, suchst Dir in Ravenna ein Hôtel und lässt die Beine baumeln.

Doch da war er an den Falschen geraten: mein Widerspruchsgeist war geweckt und ich entschied, weiter in Richtung Rimini zu fahren.

Und ab diesem Moment, als ich meine Entscheidung getroffen hatte, lief ich zur Höchstform auf. Der Wind, gestern noch mein größter Feind, wurde jetzt zu meinem besten Freund.
Trotz strömenden Regen und viel LKW und PKW Verkehr, pendelte der Tacho immer zwischen 33 und 40 km Geschwindigkeit.

Adrenalin und Endorphine ließen mich nur noch selten den Rucksack spüren: ich war im Flow – selbsterzeugt durch meine Entscheidung.

Und ist es im richtigen Leben nicht ebenso: wir diskutieren mit uns selbst, stellen das, was wir ja „eigentlich“ mal wollten infrage und schieben Entscheidungen mit vielen „guten, rationalen Gründen“ immer wieder auf.

Einstein sagte:
Die reinste Form des Wahnsinns ist es alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.

In einem Hôtel (Familienbetrieb) wird meine Dreckwäsche gewaschen, ich trank schon mit einem fetten Grinsen über den gelungenen Tag ein kühles Bier und werde jetzt noch mein Fahrrad reinigen.

 

4. Tagesetappe von Cesenatico nach Ancona

4. Tagesetappe von Cesenatico nach Ancona

4. Tagesetappe von Cesenatico nach Ancona

Bei sommerlichen Wetter um 9:30 Uhr gestartet, „trödelte“ ich heute an der Adriaküste 140 km entlang.

Aufgrund des heute leider wieder sehr starkem Gegenwindes, bog ich öfter in die Adria Ferienorte ab: Rimini, Catolica und Gabbice Mare. Dies deswegen, weil auf der Strecke der starke Gegenwind heute viel Kraft brauchte.

Immer wieder kam es zu interessanten Diskussionen zwischen meinem inneren Schweinehund und dem inneren Größenwahn.
„Das ist doch kein Traum mehr“ sagte der Eine.
„Der lässt sich durch nichts von seinem Plan abbringen“ sagte der Andere usw.

Als ich den beiden lange genug zugehört hatte, sagte ich ihnen: hier kann jeder machen was ich will.

Ich nenne es das „Hagebaumarktprinzip“ : mach Dein Ding – also ich mein Eigenes.

Denn ich hatte mir heute Morgen fest vorgenommen, bis Ancona zu fahren.

Hinter Gabice Mare fuhr ich auf einer Panoramica durch den Regionalpark San Bardolo. Hier kamen noch mal gut 500 Höhenmeter dazu, die sich aber absolut gelohnt haben.

Morgen wird hier das Fest der Stadt gefeiert, die vor 2400 Jahren das erste mal erwähnt wurde. Vielleicht fahr ich etwas später weiter.

Ach ja: Cola hat mir in den letzten Tagen oft weiter geholfen? Wenn der Akku lehr schien – Trink ich Zuhause nie.

Ein Lieglein stand
am Wegesrand.
Wie ich es fand?

5. Tagesetappe von Ancona nach Termoli

5. Tagesetappe von Ancona nach Termoli

Heute 250 km gefahren, allerdings nur 40 km mit dem Fahrrad.
Und das kam so:

Jesus kam nur bis Eboli – ich bis Termoli

Bei wunderschönem Wetter startete ich heute Morgen in Ancona auf Meereshöhe. Ich hatte in einem NH Hotel gut geschlafen und noch besser gefrühstückt. Um auf die Strecke durch den regionalen Park zu kommen musste ich sofort 250 Höhenmeter bewältigen. Mein Frühstück rebellierte ein wenig, aber die Mühen waren es wert: es waren wunderschöne 35 km Berg hoch und Berg runter. Zum Schluss war ich wieder auf Meereshöhe. Hier fuhr ich noch weitere 5 km, um dann eine Fahrkarte zu lösen für den Zug in Richtung Süden.

Es waren in den letzten Tagen erst einmal genug Kilometer auf der Superstrada mit viel Verkehr und Autoabgasen gewesen.

Ich sehne mich nach Ruhe und Abgeschiedenheit. Dies hoffe ich morgen auf dem Sporn des italienischen Stiefels, dem Gargano zu finden.

In einer kleinen Stadt aß ich bei Mama italienisch – sowas von gut. Mama seht ihr oben.
Wer der Lange daneben ist, keine Ahnung???

Glücklicherweise hat sich auch eine von mehreren Entzündungen an meinen tragenden Teilen verabschiedet. Diese haben sich vom ersten Tag an entwickelt und haben natürlich den Schmerz gesteigert. Das passiert beim Radfahren, Pardon beim Fahrradfahren.

6. Tagesetappe von Termoli nach Vieste im Gargano

6. Tagesetappe von Termoli nach Vieste im Gargano

Die heutige Etappe von Termoli nach Vieste im Gargano bot reichlich Höhepunkte: natürlich das riesige Naturschutzgebiet selbst. Aber es war auch die längste bisherige Etappe mit 145 km, dazu 1080 Höhenmetern und einer Fahrtzeit von 5.37 Stunden.

Dabei sah es anfangs gar nicht gut aus: in Termoli hatte es in der Nacht kräftig geregnet und ich musste bis 10.00 Uhr warten, bis die Strassen trocken waren.

Die ersten 35 km, bis ich ins Gargano von der SS 16 abbiegen konnte, waren kein Problem: sonntags kein LKW Verkehr und ein recht guter Belag. Also, wie die Radsportler, sagen: Kette rechts und das große Blatt gequält.

Nach der Abzweigung wurde der Verkehr noch deutlich ruhiger. Ich benötigte aber weitere 30 km, bis ich sagen konnte: ich bin im Gargano.

Und langsam wurde es anspruchsvoll. Es kamen Höhenmeter zusammen. Durch die falsche Interpretation von Verkehrsschildern dachte ich, insgesamt mit max. 110 km Fahrtstrecke rechnen zu müssen.

Bei km 101 an einer Kreuzung stand plötzlich das Hinweisschild: Vieste noch 35 km.

Da Vieste ganz klar intern als Tagesziel kommuniziert war, hielt sich der innere Schweinehund sehr zurück.

Ab jetzt begann die Traumtour: enge, anspruchsvolle Strässchen, wenig Verkehr und immer wieder der Blick aufs Meer.

In Peschici suchte und fand ich eine kleine Küstenstraße, die SP 51, und die hatte ich dann komplett für mich allein.

Über mir drohte die letzten beiden Stunden eine dicke Gewitterwolke, deren Vorteil war, dass sie mir Rückenwind produzierte.

Kaum war ich um 18.00 Uhr in Vieste eingetroffen, entschied ich mich mit Bauchgefühl für ein Hôtel . Und beim Betreten des Hotels begann die Wolke sich abzuregnen.

In meinem Zimmer habe ich Meerblick – eventuell mache ich morgen einen Ruhetag mit Baden im Meer oder im Swimmingpool.

Das entscheide ich allerdings erst morgen. Wenn ich wieder soviel Lust aufs Fahren habe, wie heute morgen – dann geht’s weiter.

Dies war heute in jeder Hinsicht ein perfekter Tag – ein Traumtag!!!